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Warum Buisness Casual nicht Casual Friday bedeutet

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In vielen Unternehmen gilt heute keine Kleiderordnung mehr. Die Zeiten in denen Mitarbeiter in Anzug und Krawatte ins Büro kamen sind dankbarer Weise ebenso vorüber, wie die Zeiten, in denen Mitarbeiterinnen undenkbar waren, weil Frauen an den Herd gehörten.

Besonders Start-Ups und Unternehmen aus der kreativ-Branche verzichten völlig auf den Dresscode und signalisieren ihren Mitarbeitenden, dass sie, wenn sie möchten, auch in ihrem Schlafanzug ins Büro kommen könnten.

Warum es für alle Mitarbeitenden trotzdem sinnvoll ist, sich an ein paar Basics zu halten und nicht jeden Tag in der Freizeitkleidung im Büro aufzutauchen, erläutert dieser Text. Denn es gibt immer noch einen großen Unterschied zwischen Business Casual und Casual Friday.

Freizeitkleidung hat im Büro nichts verloren

Auch wenn das Unternehmen noch so jung, hip und kreativ ist – ein paar Regeln sollte man als Mitarbeitender trotzdem beachten. Denn auch wenn die offizielle Ansage ist, dass jeder so gekleidet ins Büro kommen darf, wie er möchte – heißt das noch lange nicht, dass man keine Botschaft mit seiner Kleidung aussendet.

Die alte Weisheit, Kleider machen Leute, gilt noch immer. Kollegen und Chefinnen mögen zwar gerne vorgeben, dass man nur an der Qualifikation und Arbeitsleistung der Mitarbeitenden – wahrscheinlich sind auch davon überzeugt – aber unterbewusst wird die Kleidung von jedem Menschen bewertet.

Vestis virum reddit – Die Kleidung macht den Mann

Der Weisheit Kleider machen Leute geht noch diese Erkenntnis der Römer voraus – solange ist schon bekannt, welchen Einfluss die Kleidung auf das eigene Umfeld hat. Und wir mögen uns für modern und gelassen halten, aber diesem Einfluss können wir uns nicht entziehen.

Seitdem sich Anzug und Krawatte bzw. Kostüm sich zunehmend aus dem Berufsleben verabschieden wird die Wirkung von Kleidung auf uns und unsere Mitmenschen in Studien untersucht. Sie kommen alle im Wesentlichen zu einem grundlegenden Ergebnis: Je formaler die Kleidung, desto seriöser und kompetenter wirkt die Person, die diese Kleidung trägt. Wer gut angezogen ist, wird als intelligenter, qualifizierter und vertrauenswürdiger betrachtet. Wer sich leger kleidet umso weniger intelligent und vertrauenswürdig.

Noch im Jahr 2019 – die Industrielle Revolution 4.0 ist in vollem Gange – veröffentlichte der Verhaltensforscher Michael Kraus an der Universität eine Studie, die zweierlei belegte: Menschen orientieren sich stark an der Kleidung ihres Gegenübers und noch mehr: Sie sind auch dazu bereit, gegenüber einem formal gekleideten Menschen mehr finanzielle Zugeständnisse zu machen. In der vergleichenden Studie konnten Verkäufer in formaler Kleidung bessere Preise erzielen, als Verkäufer in legerer Kleidung.

Ein weiterer überraschender Aspekt, der in diesen Studien auch wiederholt bestätigt wurde ist, dass die Kleidung auf den Tragenden wirkt. Jemand in formaler Kleidung nimmt sich selbst als kompetenter und mächtiger.

Was bedeutet das für den Dresscode im Büro?

Das bedeutet um Himmelswillen nicht, dass ich fordern möchte, wieder strenge Dresscodes im Arbeitsalltag einzuführen! Es ist eine wertvolle Errungenschaft, das wir dazu bereit sind die Menschen in ihrer Individualität zu akzeptieren. Jeder sollte selbstverständlich seine Individualität frei ausdrücken – auch in seiner Kleidung.

Allerdings kann sich ja auch jeder selbst überlegen, wie er das oben geschilderte Wissen nutzen möchte.

Auch im Büro eines kreativen Start-Ups, in dem es Freitags Bier für alle gibt und wo während der Arbeitszeit gekickert werden darf, kann man das Wissen um die Kleidung nutzen. Wahrscheinlich ist es keine gute Idee auf einmal im Anzug und Krawatte aufzutauchen. Aber wer Tag für Tag in Hemd und Bluse im Büro steht anstelle von Jogginghosen und T-Shirt, der wird von seinen Kollegen automatisch als intelligenter angesehen – sozilogisch erwiesen.

Der feine Grad zwischen Business Casual und Casual Friday

Wer sich Gedanken darüber macht, wie er sich für die Arbeit kleiden möchte, muss drei Aspekte in absteigender Reihenfolge beachten:

  1. die eigene Individualität ausdrücken
  2. ein überzeugendes Äußeres präsentieren
  3. sich in die soziale Gruppe einfügen

Ich bin der Überzeugung, dass es immer noch am wichtigsten ist, dass man die Kleidung trägt, in der man sich wohlfühlt. Nur so kann man den Tag über konzentriert bei der Arbeit sein und unbeschwert ins Meeting gehen. Man sollte sich in seiner Kleidung nicht verkleidet fühlen.

Mit seiner Kleidung möchte man aber auch sein Gegenüber von sich überzeugen. Deswegen verzichtet man lieber auf die lässige Jeans oder das ausgebeulte T-Shirt. Wer kein Hemd oder keine Bluse tragen möchte, der sollte auf ein neutrales T-Shirt setzen oder einen ordentlichen Pullover tragen.

Schlussendlich muss man sich letztlich doch immer in die soziale Gruppe der Belegschaft einfügen, bzw. positionieren. Wenn alle in sehr legerer Kleidung im Büro sind, ist ein Anzug einfach unangemessen. Ebenso unangenehm fällt es auf, wenn man in Jogginghosen und Schlabberpullover am Schreibtisch sitzt, während alle andere im Hosenanzug ankommen.

Praktische Tipps für den Casual Look fürs Büro

Die Grundsätzliche Regel in jeder Branche ist: Nicht zu viel Haut zeigen! Egal wie kreativ oder hip die Branche ist, Hotpants oder Miniröcke, tiefe Dekolletees oder nackte Herrenbeine bzw, Herrenfüße in Sandalen sind ein no-Go für alle, die ernst genommen werden möchten. Das bedeutet im Sommer definitiv schwitzen, besonders für die Herren.

Aber wer damit Probleme hat, der sollte sich an italienischen Schneidern orientieren. Lange Kleidung kann auch aus leichtem Stoff genäht werden –dann lässt es sich selbst bei über dreißig Grad im Sakko aushalten, wenn dieses aus so dünnem Stoff genäht ist, dass dieser eigentlich gar nicht da ist.

Alle anderen Regeln unterscheiden sich je nach Branche. In Banken gelten andere Regeln als in einer Online-Agentur. Aber ein paar Grundsätze gelten branchenübergreifend: Ein Hemd oder eine Bluse wirkt seriöser, als ein T-Shirt oder ein Pullover. Wenn es ein T-Shirt sein soll, wirkt ein Poloshirt seriöser. Und Spaghetti-Tops wirken wie auf dem Weg ans Baggerloch.

Für Männer sind Sandalen in jeder Branche unangemessen und Frauen sollten Röcke tragen, die auch im Sitzen nicht mehr als ein Drittel der Oberschenkel freigeben.

Was für eine Arbeitskleidung dürfen Unternehmen vorschreiben?

In Deutschland haben Unternehmen große Freiheiten, wenn es darum geht, eine Arbeitskleidung vorzuschreiben. In einigen Branchen wie der Baubranche oder für Köche sind einige Aspekte ohnehin vom Gesetzgeber vorgeschrieben.

In anderen Branchen kann die Geschäftsführung mit ihrer Belegschaft eine Betriebsvereinbarung zur Kleiderordnung verabschieden. Die Kleiderordnung müsse zwar grundsätzlich verhältnismäßig sein, aber das Interesse der Chefetage an einem einheitlichen Auftritt der Belegschaft wirkt für deutsche Gerichte in der Regel höher, als das Recht des Mitarbeiters, sich auch auf der Arbeit individuell frei entfalten zu können.

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